Ketteler-Preis 2015
Gelingende Aufnahme, Teilhabe und Integration von Flüchtlingen
"Ich appelliere sorgenvoll, dass die internationale Gemeinschaft mit Entschlossenheit und Schnelligkeit handelt, um zu verhindern, dass sich ähnliche Tragödien wiederholen."
Papst Franziskus zum im Mittelmeer
gekenterten Flüchtlingsbooten mit
möglicherweise 900 Toten nach
"Der Tagesspiegel" 20.04.2015
Nach dem 2. Weltkrieg nahm Deutschland Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen auf. Ab den 1970er Jahren kamen nach dem Militärputsch in Chile und später in Pakistan, nach dem Einmarsch russischer Truppen in Afghanistan
und der islamischen Revolution im Iran vermehrt wieder Flüchtlinge in die Bundesrepublik. Seit den 1980er Jahren ist die Aufnahme und Abwehr von Flüchtlingen ein Kontinuum deutscher Politik. Kriege, Bürgerkriege, Flucht und Vertreibung, Verfolgung von Minderheiten sind wesentliche Fluchtursachen. Menschen auf der Flucht sind vom Herkunftsland bis hierher vielen Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt. Oft müssen Sie auf gefährlichen Wegen bei uns Schutz suchen, weil es kaum legale Wege gibt. Nach den Gefahren auf der Flucht stehen sie hier vor neuen Herausforderungen, wie zum Beispiel der Ungewissheit über den Ausgang des Asylverfahrens, der Orientierung im Lebensumfeld, dem Kennenlernen der neuen Lebensbedingungen, dem Erlernen der Sprache.....
Mit dem diesjährigen Ketteler-Preis möchten wir stellvertretend für die vielen Aktiven vor Ort, einige kleinere und größere Initiativen aus der Flüchtlingsarbeit ehren, die sich für eine gelingende Aufnahme, Teilhabe und Integration der Flüchtlinge in unserer Gesellschaft und in kirchlichen Gemeinschaften einsetzen.
Wichtige Kriterien bei der Entscheidung waren für uns deshalb:
- der Beitrag zur gelingenden Aufnahme, Teilhabe und Integration
- der Beitrag zur Überwindung der rechtlichen Grenzen, der Vermittlung in Schule und Beruf
- der solidarische Charakter und die nachhaltige Wirkung
- die Berücksichtigung der Ganzheitlichkeit bei allen Beteiligten
- die Stärkung der Selbsthilfepotentiale
- die Vernetzung in den pastoralen Einheiten, im Dorf oder in der Stadt und in der Region
Angesichts der Flüchtlinge, die alles aufgeben, um sich vor Krieg oder Terrorismus in Sicherheit zu bringen, haben Ketteler-Stiftung und Diözesancaritasverband entschieden, im Jahr 2015 nicht das Jahresthema in den Mittelpunkt zu stellen, sondern den Fokus auf Initiativen zu legen, die mit Flüchtlingen arbeiten. Die von Herrn Generalvikar Giebelmann im November 2014 durchgeführte Umfrage in den Gemeinden des Bistums Mainz machte eine Vielzahl von Aktivitäten und Projekten sichtbar, die die Jury sehr beindruckt haben. Immer wieder wurde deutlich, dass Menschen in unserem Bistum mit Sensibilität, Kreativität und langem Atem sowie häufig mit Kooperationspartnern tätig werden, um Flüchtlingen den Start in ein neues Leben zu erleichtern.
Der diesjährige Ketteler-Preis erhebt nicht den Anspruch die besten Flüchtlings-Initiativen auszuzeichnen. Die Preisträger sollen stattdessen exemplarisch für viele andere Initiativen im Bistum Mainz stehen, weil sie versuchen, in ihrem ganz speziellen Umfeld mit den vor Ort vorhandenen Kräften zu leisten, was möglich ist. Daher bieten sie aber auch in vielen Punkten Ansätze zur Nachahmung, ganz gleich, ob es sich um eher städtische Gemeinden handelt oder um kleine Diaspora-Einheiten auf dem Lande mit weiten Wegen und wenigen Haupt-und Ehrenamtlichen. So wurde entschieden, in diesem Jahr keine Reihenfolge der Preise zu bestimmen. Alle Preisträger erhalten ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro.
aus dem Grusswort von Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt und Thomas Karst, Vorsitzenden der Ketteler-Stiftung